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28.5.–
2.6.2024

Robert Dassanowsky. Eine Würdigung

Robert Dassanowsky. Eine Würdigung

Im Oktober 2023 ist Robert Dassanowsky im Alter von 63 Jahren in Colorado gestorben. Uns wird er nicht nur als enger Partner des Festivals, sondern vor allem auch als guter Freund in Erinnerung bleiben. Mit ausgewählten Filmen wollen wir Robert und sein Wirken in den kommenden drei Monaten noch einmal angemessen würdigen.

Es ist nun über 15 Jahre her, dass Robert Dassanowsky das Festival erstmals kontaktiert hat. Seine Mutter Elfi – ihres Zeichens legendäre Opernsängerin, Pianistin und eine der treibenden Kräfte des österreichischen Films der Nachkriegszeit – war damals gerade unerwartet in Los Angeles verstorben. Und Robert wollte ihr zu Ehren einen Regiepreis für Frauen ausrufen, um Filmemacherinnen zu ermutigen, in die Fußstapfen von Elfi zu treten und sich in der hochkompetitiven Branche durchzusetzen.

2010 haben wir den Elfi-Dassanowsky-Preis dann erstmals im Rahmen von Vienna Shorts vergeben, und seither hat uns mit Robert auch eine enge Freundschaft verbunden. Inspirierende Telefonate, lange Abende in Wiener Wirtshäusern und immer wieder auch Besuche beim Festival, wenn sich das für den umtriebigen Filmhistoriker und Professor an der University of Colorado (UCCS) einrichten ließ, zeugten von seiner Leidenschaft für die Künste und seinem umfassenden historischen Wissen.

Robert wurde 1960 in New York geboren, blieb aber Österreich – und vor allem seinem geliebten Wien – zeitlebens eng verbunden. In Colorado war er Professor für Germanistik und Film, seine umfangreiche und viel beachtete Forschung fokussierte dabei nicht zuletzt auf die österreichische Filmwissenschaft und die österreichisch-ungarische Literatur. „Wenn es einen Nobelpreis für Film- und Literaturwissenschaft gäbe, stünde Dassanowsky auf der Liste“, schrieb die UCCS in ihrem Nachruf.

Darin wird auch hervorgehoben, wie sehr die Studierenden Roberts Art zu lehren schätzten. Er sprühte stets vor Ideen, hatte immer ein offenes Ohr und vermochte es wie kein Zweiter, Menschen für den österreichischen Film und das Filmemachen zu begeistern. Die Lust am Erzählen habe er von seiner Mutter, erzählte uns Robert einmal bei einem Abendessen, als er lustige und berührende Anekdoten aus dem gemeinsamen Leben mit der vielseitigen Pionierin zum Besten gab.

In Wien erinnern heute ein Ehrengrab und Gedenktafeln an Elfi, die im Jänner ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte – und natürlich die 14 Preisträgerinnen des Elfi-Dassanowsky-Preises. Mit einer Auswahl der prämierten Filme wollen wir nun auch das Wirken von Robert und der Dassanowsky-Stiftung entsprechend würdigen. Für drei Monate stehen ab heute Filme von u.a. Inger Lise Hansen, Alex Gerbaulet und Katharina Huber auf der Streamingplattform THIS IS SHORT zur Verfügung.

In einem unserer letzten Gespräche sprach Robert wieder einmal von seinem Traum, die USA zu verlassen und in Wien zu leben. Diesen Traum konnte er sich leider nicht mehr erfüllen. Dass anlässlich des Elfi-Dassanowsky-Preises 2023 ein frischer Baum zu Ehren der letzten Preisträgerin im Hermann-Gmeiner-Park in der Inneren Stadt gepflanzt wurde, hat ihm aber sehr gefallen. Wenn man so will, werden Robert und sein Schaffen damit für immer in der Stadt verwurzelt bleiben.

Ruhe in Frieden, lieber Robert. Du wirst uns fehlen.

Daniel Hadenius-Ebner, Doris Bauer & das Team von Vienna Shorts

News 20.3.2024